Die traditionelle Jahrestagung des Verbandes der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens e.V. (VdEG) fand unter dem Motto „Digitalisierung – sind wir schon drin?“ am 25. November 2023 in Hannover statt. Mit dieser Anspielung auf den legendären Werbespot mit Boris Becker aus den Anfangszeiten des Internets begrüßte Lothar Holger Fiedler als Vorsitzender die Teilnehmer. In der Tagung wurde mit hochkarätigen Vertretern aus dem Kultusministerium, der Landespolitik und Fachverbänden erörtert, ob die anspruchsvollen Ziele, die vor fast einem Jahrzehnt von Kultusministerkonferenz und niedersächsischer Landesregierung formuliert wurden, mittlerweile erreicht worden sind.

Meta Janssen-Kucz (Vizepräsidentin des niedersächsischen Landtages), Tom Wedrins (Leiter des Referats 33.2 im niedersächsischen Kultusministerium), Dr. Christoph Rabbow (Vorsitzender des Philologenverbands Niedersachsens) zogen zunächst aus ihrer jeweiligen Sicht Bilanz, was in infrastruktureller und medienpädagogischer Sicht erreicht wurde.

Der anschließenden höchst kontroversen Podiumsdiskussion hatten sich die schulpolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen (Frank Baatzsch / SPD, Lena Nzume / B90/Die Grünen und Anna Bauseneick / CDU) gestellt. In der Diskussion kristallisierten sich sehr schnell Schwerpunktthemen heraus. Mangelnde Unterrichtsversorgung, eine sehr lange Lehrerausbildung von sieben Jahren, Fachkräftemangel und zu lange andauernde Beschluss-, Genehmigungs- und Anerkennungsverfahren verzögern die Umsetzungen guter Ansätze unnötig.

Fehlende Standards bei Schulnetzwerken, Hardwareausstattung und Prozessen führen zu Flickenteppichen und fehlenden Synergien. Eine Schülervertreterin brachte es auf den Punkt: ein Smartboard mache noch lange keine Digitalisierung aus, wenn bei Methodik und Didaktik alles beim Alten bleibe und noch nicht mal das digitale Klassenbuch funktioniere.

Die „Bewahrung des Schulfriedens“ forderte Gabriele Diedrich, Vorsitzende der Niedersächsischen Direktorenvereinigung als Grundlage dafür, die Digitalisierung ungestört und fokussiert vorantreiben zu können.

Eine Forderung, der sich der VdEG absolut anschließt – vor dem Hintergrund, dass mit der neuen Führung des Kultusressorts das dreigliedrige Schulsystem nicht gesichert und insbesondere die Schulform Gymnasium und zudem die unterschiedliche Lehrerausbildung gefährdet sind.

Der VdEG hatte sich bereits im Jahr 2021 zu vielen Aspekten der Digitalisierung positioniert und – neben der Schaffung einer auf dem neuesten Stand der Technik befindlichen Infrastruktur – technische und pädagogische Standards, personelle und fachliche Unterstützung durch die Schulträger, intensive Qualifizierung der Kollegien (auch unter Nutzung des Quereinstiegs) und sinnvolle medienpädagogische Konzepte gefordert.

Der Ausbau der Infrastruktur ist weit vorangeschritten. Bei der Nutzung moderner Kommunikationstechnik in Schulen hat das Pandemie bedingte Homeschooling einen positiven Schub gebracht. In allen weiteren Aspekten ist noch viel Arbeit zu leisten.

Die schulpolitischen Sprecher konnten mit vielen Visionen aufwarten, allein die Umsetzung dürfte wegen mangelnder personeller, zeitlicher und finanzieller Ressourcen noch lange auf sich warten lassen. Alles in allem ein sehr unbefriedigender Zustand. Die Vertreter der Politik im Podium wurden in der Diskussion immer wieder zu Kreativität, Mut und Veränderungswillen aufgefordert.

Der VdEG wird die Entwicklung in diesem wichtigen Bereich genau verfolgen und sich immer im Sinne der Eltern sowie der Schülerinnen und Schüler klar positionieren, wie zu anderen Schwerpunktthemen, getreu seinem Motto „kompetent, kritisch, konstruktiv“.

Der Verband hat sich in der anschließenden Mitgliederversammlung mit neuem Vorstand konstituiert.

Der VdEG wünscht allen eine besinnliche Adventszeit!

 

Lothar Holger Fiedler (Vorsitzender des VdEG), Hannover, den 28. November 2023